Studien
zu Leben und Werk von Otto und Käthe Leichter
Projekt
Brieftagebuch für Käthe Leichter 1938-1939
Der österreichische
Journalist und Sozialdemokrat Otto Leichter verfasste im Pariser Exil
ein Tagebuch in Briefform für seine Frau Käthe, die in Wien
inhaftiert war. Dieser Text ist ein persönliches Protokoll, das
der Verfasser seiner Frau beim (vergeblich) erhofften Wiedersehen übergeben
wollte. Er spiegelt in analytischer Schärfe und emotionaler Offenheit
das Geschehen im Dritten Reich, aber auch persönliche Erwartungen,
Schuldgefühle und Verarbeitungsversuche wider.
Das Projekt erbrachte eine weitgehend vollständige quellenkritische
Rekonstruktion des Textes und kommentiert in der Einleitung das Tagebuch
aus zeit- und geschlechtergeschichtlicher Perspektive und legt die politischen
und persönlichen Hintergründe dar.
Dieses
Teilprojekt ist mit folgender Publikation abgeschlossen:
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Buchpublikation:
Heinrich Berger / Gerhard Botz / Edith Saurer
(Hrsg.),
Otto Leichter, Briefe
ohne Antwort - Aufzeichnungen aus dem Pariser
Exil für Käthe Leichter 1938-1939. Mit einem Nachwort
von Henry O. Leichter, Wien:
Böhlau Verlag 2003, 348 S.
Der vorliegende Text bietet eine eindrucksvolle Schilderung
des Verlustes eines geliebten Menschen und des Versuchs der
Bewältigung des eigenen Davon-Gekommen-Seins über
den Zeitraum von einem Jahr. Der österreichische Journalist
Otto Leichter schrieb von September 1938 - August 1939 für
seine damalige Ehefrau, die Sozialwissenschafterin Käthe
Leichter, ein Tagebuch in Briefform, das das Erleben der nationalsozialistischen
Repression aus der Distanz des Pariser Exils auf einzigartige
Weise dokumentiert. Otto Leichter berichtete im Brieftagebuch
auf sehr persönliche Weise über seine Lebensumstände
als Exilant in Paris. Anders als in Texten, die einer größeren
Gruppe von Menschen zugänglich waren, brauchte der Autor
hier überhaupt keine Rücksicht auf die Öffentlichkeit
oder auf die Verletzlichkeit von ihm nahe stehenden Personen
zu machen; er konnte seinen Ansichten, Einschätzungen,
aber auch seinen Nöten und Abneigungen ungehindert Ausdruck
verleihen. Otto Leichter schrieb über sich, seinen sozialen
Umraum, seine Sicht der politischen Entwicklung, und auch über
Käthe Leichter und seine Beziehung zu ihr. Käthe Leichter,
die eigentliche Adressatin, sollte diesen Text nie zu Gesicht
bekommen (sie wurde 1942 im KZ ermordet), aber für die
Geschichtswissenschaft und die historisch interessierte Öffentlichkeit
stellt dieses Brieftagebuch eine ganz außerordentliche
Quelle dar, die nun als wissenschaftlich kommentierte Edition
zur Verfügung gestellt wird. |
Projekt
"Biographische Studie zu Otto Leichter"
Dieses
Teilprojekt ist mit folgender Publikation abgeschlossen:
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Buchpublikation:
Christian Fleck / Heinrich Berger, Gefesselt vom Sozialismus.
Der Austromarxist Otto Leichter (1897-1973), Studien zur Historischen
Sozialwissenschaft 27, Frankfurt/M. - New York: Campus
Verlag 2000, 226 S.
Das 20. Jahrhundert erlebte viele
Spielarten des Sozialismus. Richtungswechsel in der Partei und
Änderung in den gesellschaftlichen Kräfteverhältnissen
verlangten den Anhängern eine Reihe von Anpassungsleistungen
ab. Das Jahrhundert war kurz genug, um Einzelne durch mehr als
eine solche Passage hindurch zu zwingen. Am Beispiel eines 1897
geborenen und 1973 verstorbenen Wiener Sozialdemokraten wird
hier gezeigt, was das bedeutete.
Otto Leichter, der nie ganz zur Spitze der Österreichischen
Sozialdemokratie vorstossen konnte, noch je nur anonymes Parteimitglieder
war, lebte bis zur Niederschlagung des Arbeiteraufstandes 1934
als Journalist in Wien, dann kurz in Zürich und bis zum
Anschluss wieder in Wien. 1938 flüchtete er mit seinen
beiden Söhnen nach Paris und 1940 nach New York. Seine
Frau Käthe schaffte die Flucht nicht mehr und wurde von
den Nazis ermordet.
Nach dem Krieg kehrte Leichter nach Wien zurück, um beim
Wiederaufbau der Partei zu helfen. Doch er fand in der veränderten
Partei keinen Platz mehr und emigrierte nach nur einem Jahr
enttäuscht ein zweites Mal nach New York. Nach einigen
schwierigen Jahren brachte er es bei der UNO schliesslich bis
zum Doyen der Auslandskorrespondenten.
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