Am Karmelitermarkt Mikroanalytische Untersuchung der sozialen Verhältnisse im "jüdischen Quartier" in Wien Leopoldstadt. In den letzten
Jahren ist eine deutliche Zunahme der Publikationen zur Geschichte
der mitteleuropäischen Juden zu verzeichnen. Als Ursachen dafür
sind sowohl die Intensivierung der öffentlichen Diskussion über
die NS-Vernichtungspolitik und ihrer sozialen und ökonomischen
Hintergründe als auch das Alter der Überlebenden der Shoah
zu nennen. Diese Entwicklung markiert aber auch gleichzeitig eines
der Probleme der aktuellen Forschung zur Geschichte europäischer
Juden. "Waldheim-Streit", Historikerstreit und Historikerkommissionen
führten zu einer Konzentration der Forschung auf die Zeit des
Nationalsozialismus und dem damit verbundenen Genozid. Die Juden werden
deshalb kaum noch als handelnde Subjekte in einem intakten sozialen
Umraum wahrgenommen, sondern in erster Linie als Opfer des Antisemitismus.
Selbstverständlich sind diese Forschungen auch von großer
Bedeutung für die Geschichtswissenschaft im allgemeinen und für
die Geschichte von Juden im besonderen, aber dennoch wurde durch diese
Konzentration ein alter Mangel in der Geschichte von Juden weiter
zementiert: das weitgehende Fehlen einer Sozialgeschichte von Wiener
Juden im 20. Jahrhundert. Untersuchungszeitraum: 1848-1939. Quellen:
Bsp.: Konskription Wien-Leopoldstadt 1857 (Bsp.: Wiener Stadt- und Landesarchiv, Konskriptionsamt/Volkszählung 1857 /3.Reihe, Leopoldstadt 217 / Tür 5) Datenbank:
Publikationen:
Heinz Berger. |