Werk XI ist mit 4 Hektar Fläche die größte Schanze und geprägt durch eine große zentrale Fläche mit Trockenrasen.


Werk XI ist mit 4 Hektar Fläche die größte Schanze und geprägt durch eine große zentrale Fläche mit Trockenrasen.
Werk XII bedeckt eine Fläche von etwa 1,3 Hektar und die Wälle und Gräben sind noch gut im Gelände sichtbar. Heute ist diese Schanze durch Trockenrasen und einen besonders großen Reichtum an seltenen Blumenarten ausgezeichnet.
Die Anlage von Werk XIII bedeckt eine Fläche von etwa 1,1 Hektar und ist bereits sehr stark von Büschen und Bäumen überwuchert, wobei aber Wall und Graben auf der nordöstlichen Seite noch gut in der Landschaft ausgeprägt sind. Diese Schanze ist relativ schlecht mit Wegen erschlossen und daher heute durch sehr reichhaltige Fauna insbesondere viele Vögel ausgezeichnet, die durch das intensive Zwitschern und Rufen gleich die Aufmerksamkeit erregen.
„Alter Pulverturm“ ist ein Flurname beim Mitterhaidenweg (am oberen Ende der Luckenholzgasse), geprägt von Trockenrasen, Buschwerk und Bäumen, der auf eine mögliche frühere militärische Nutzung hinweist. Auf dem Luftbildplan aus dem Jahr 1938 ist hier noch ein Gebäude sehr gut sichtbar, heute sind aber keine baulichen Spuren mehr erhalten.[1]
[1] Siehe Geodatenviewer der Stadtvermessung Wien: https://www.wien.gv.at/ma41datenviewer/public/start.aspx.
Das Herrenholz ist ein etwas über 10 ha großer Eichen- und Hainbuchenwald zwischen Stammersdorf und Hagenbrunn, östlich der Stammersdorfer Kellergasse und südlich des Mitterhaidenwegs, der im Eigentum einer Forstgemeinschaft von 64 Wald- und Weidgenossen ist.[1]
Hier befand sich während des 2. Weltkriegs ein Reparaturwerk für Flugzeugmotoren: Nach der Zusammenfassung des Reparaturbetriebs für Flugmotoren der ehemaligen Austro-Fiat Flugmotoren Gesellschaft m.b.H. in der Österreichische Automobilfabrik in wurde diese 1939 in Wiener Flugmotoren Reparaturwerk Gesellschaft m.b.H umbenannt. Um die notwendigen Kapazitäten bereitstellen zu können, wurde noch vor dem Krieg mit ½ Mio Reichsmark Unterstützung durch das deutsche Luftfahrtsministerium ein neues Werk im Stammersdorfer Herrenholz geplant und erreichtet. Das Betriebsgelände umfasste mehrere Produktionshallen und -baracken, deren Grundmauern und Betonböden heute noch erhalten sind, und einen Löschteich, der erst 2002 abgerissen wurde.
Im Jahr 1940 begann hier die Instandsetzung von BMW-Sternmotoren für Ju 52 und von Daimler-Benz-12-Zylinder-V-Motoren für die Messerschmitt-Jagdflugzeuge, wobei aber die Produktivität stets unter dem Plan war. Verschärft wurde das noch durch die 1941 erfolgte Verpflichtung der halben Belegschaft in eine neu errichtete Frontreparaturwerkstätte an der Ostfront. Daher wurden auch von der Wiener Flugmotoren Reparaturwerk Gesellschaft m.b.H. ab 1942 französische Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter zur Produktion eingesetzt. Dennoch ist es in keinem Jahr gelungen, das Plansoll an reparierten Flugmotoren zu erzielen.[2]
Im Jahr 1943 waren im Werk 500 Arbeitskräfte beschäftigt, davon waren 50 französische Kriegsgefangene. Bis zum Jahresende 1943 stieg die Belegschaft auf 611 Personen, wovon fast die Hälfte „Fremdarbeiter“ (127 Kriegsgefangene und 154 freie Ausländer) waren, die in diesem Jahr 1.307 Grundüberholungen von Flugmotoren durchführten.[3]
Für Sommer 1944 ist durch das „Belgische Nationale Suchdienstbüro“ ein Gestapolager für Geiseln im Herrenholz dokumentiert, die auch im Flugmotoren-Reparaturwerk zur Zwangsarbeit verpflichtet wurden.[4]
Die für das Jahr 1944 geplante Erhöhung der Zahl der Beschäftigten auf 1.100 Personen wurde nie erreicht und auch der Ausbau um eine weitere Halle war derart schlecht durchgeführt, dass diese Halle im April 1944 wegen Feuergefahr gesperrt werden musste. Dennoch erreichte das Werk im August 1944 mit 816 Personen den Höchststand an Beschäftigten (davon 125 Kriegsgefangene). Ab Herbst 1944 wurden dann nur noch Daimler-Benz-Motoren repariert.[5]
Sobald Wien im Jahr 1944 in die Reichweite der alliierten Luftangriffe gelangte, wurden auch im Flugmotoren Reparaturwerk Luftschutzeinrichtungen errichtet, und auf den Dächern der Werkshallen wurden FLAK-Stellungen installiert. Nördliche der Werkshallen wurde ein Splittergraben errichtet, in dem die Beschäftigten im Falle von Luftangriffen Schutz suchen konnten.[7]
Das Werk wurde aber kaum bombardiert und blieb abgesehen von wenigen geringeren Schäden bis zum Kriegsende weitgehend intakt. Dennoch ging die Produktivität bereits in der zweiten Hälfte des Jahres 1944 aufgrund des Mangels an Ersatzteilen stark zurück. Es gab Pläne, die Produktion zum Schutz vor Luftangriffen in Keller in Langenzersdorf zu verlegen, aber der Betrieb im Flugmotoren-Reparaturwerk Herrenholz blieb jedenfalls bis zum Eintreffen der Roten Armee im April 1945 aufrecht.[8]
Nach Kriegsende wurden die Produktionsanlagen aus dem Herrenholz abtransportiert. Die Hallen wurden bei einem Unfall durch einen Brand stark beschädigt und mussten dann aus Sicherheitsgründen gesprengt werden. Im Wald waren noch sehr lange viele Betonteile sichtbar, die aber im Jahr 2002 gemeinsam mit dem Löschteich entfernt wurden. Wenn man heute ein wenig aufmerksam durch den Wald geht, fallen sehr schnell die betonierten Fundamente und Flächen auf. Diese sind zwar inzwischen sehr stark überwuchert, aber an einigen Stellen sind auch noch größere Betonflächen zu sehen.
Im nordwestlichen Bereich des Herrenholz‘ ist der Splittergraben mit zwei Eingängen und einigen Luftschächten bis heute erhalten geblieben.[9]
[1] Siehe Karl Kafka, Die Poststation „Rendezvous“ (Stammersdorf), in: Jahrbuch des Vereines für Geschichte der Stadt Wien, Jahrgang 1957, Band 13, S. 153; oder die Infotafel der Stadt Wien am Floridsdorfer Mitterhaidenweg zur Forstgemeinschaft (https://www.austriasites.com/vienna/assets/img/sehenswuerdigkeiten/bezirk21/sww5_237.jpg).
[2] Siehe Karl-Heinz Rauscher, Von Fiat Wien zu MAN-Nutzfahrzeuge Österreich, Gnas: Weishaupt Verlag 2008, S. 134; und Hans Seper, Von Austro-Fiat zur Österreichischen Automobilfabrik ÖAF-Gräf & Stift AG. Werdegang – Personen – Kraftfahrzeuge, Wels: Verlag Welsermühl 1994, S. 141-143.
[3] Siehe Karl-Heinz Rauscher, Von Fiat Wien zu MAN-Nutzfahrzeuge Österreich, Gnas: Weishaupt Verlag 2008, S. 134-135.
[4] Das „Belgische Nationale Suchdienstbüro“ dokumentierte um den 11. 7. 1944 ein „Straflager“ im Herrenholz. Siehe Martin Weinmann (Hg.), Das nationalsozialistische Lagersystem, Frankfurt am Main, 3. Aufl. Zweitausendeins 1999, S. 29.
[5] Siehe Karl-Heinz Rauscher, Von Fiat Wien zu MAN-Nutzfahrzeuge Österreich, Gnas: Weishaupt Verlag 2008, S. 135.
[6] Siehe https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/7/7f/Daimler_Benz_DB-600_L%27Aerophile_March_1939.jpg.
[7] Siehe Marcello La Speranza, Burgen, Bunker, Bollwerke, Graz u.a.: Stocker 2004, S. 300. Es handelte sich bei diesem Splittergraben aber nicht um einen eigentlichen Bunker, sondern nur um einen Unterstand der vor Granat- und Bombensplittern aber auch vor Verschütten schützen sollte (ähnlich wie Luftschutzkeller), aber nicht um einen richtigen Bunker, da dieser Unterstand sicher keinen Bombentreffer ausgehalten hätte.
[8] Siehe ehemalige Infotafel der Stadt Wien am Mitterhaidenweg zum Flugmotoren-Reparaturwerk: https://www.austriasites.com/vienna/assets/img/sehenswuerdigkeiten/bezirk21/sww5_236.jpg; Karl-Heinz Rauscher, Von Fiat Wien zu MAN-Nutzfahrzeuge Österreich, Gnas: Weishaupt Verlag 2008, S. 135.
[9] Siehe Marcello La Speranza, Burgen, Bunker, Bollwerke, Graz u.a.: Stocker 2004, S. 300. Es handelte sich bei diesem Splittergraben aber nicht um einen eigentlichen Bunker, sondern nur um einen Unterstand der vor Granat- und Bombensplittern aber auch vor Verschütten schützen sollte (ähnlich wie Luftschutzkeller), aber nicht um einen richtigen Bunker, da dieser Unterstand sicher keinen Bombentreffer ausgehalten hätte.
Von dieser Schanze, die westlich von Werk X und nördlich vom Herrenholz liegt, ist heute nur noch wenig erhalten. Es ist nur mehr ein kleiner Wald zu sehen und eine Geländekante, wo im ersten Weltkrieg der Wall ausgebaut wurde. Dieser Teil stellte den nördlichen Teil der Schanze, während der südliche Teil davon heute landwirtschaftlich genützt wird.
Werk IX war für 11 Geschütze und 200 Mann Besatzung ausgelegt und eignete sich gemeinsam mit dem weiter westlich gelegenen Werk VIII zur Sicherung der Straße nach Hagenbrunn.[1]
[1] Erich Hillbrand, Die Befestigungen des Bisamberges in den letzten 100 Jahren, in: Museumsverein Langenzersdorf (Hg.), Rund um den Bisamberg, Wien: Leinmüller 1974, S. 117.
Diese Schanze liegt in den „Mittleren Brüchen“, bedeckt eine Fläche von etwa 3 Hektar und war für 9 Geschütze und 200 Mann Besatzung ausgelegt.[1] Hier sind die Verteidigungsstellungen ebenfalls noch sehr gut zu sehen. Der nördliche Rand der Anlage ist wieder von Wall und Graben begrenzt, während im Inneren der Anlage auch die baulichen Relikte der ehemaligen Geschützstellungen noch gut erkennbar sind.
Direkt am Weg, der heute quer durch die Schanze führt, liegt im Zentralbereich der Schanze die Ruine eines bereits aus Stahlbeton errichteten Munitionslagers aus dem Ersten Weltkrieg. Dieses Gebäude wurde bis in die Zeit des Ständestaates vom österreichischen Bundesheer weiter genützt.[2] Eine Nutzung während des Zweiten Weltkriegs scheint zwar durchaus plausibel, dafür konnten aber bisher keine Belege gefunden werden.
[1] Erich Hillbrand, Die Befestigungen des Bisamberges in den letzten 100 Jahren, in: Museumsverein Langenzersdorf (Hg.), Rund um den Bisamberg, Wien: Leinmüller 1974, S. 117.
[2] Siehe Erwin Anton Grestenberger, Befestigtes Wien. Von der römischen Antike bis zur Gegenwart, Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2002, S. 80-81. Dieses Gebäude wurde oftmals irrtümlich als Standort der Flugzeugmotoren-Reparaturwerkstätte aus dem 2. Weltkrieg lokalisiert, das aber tatsächlich nicht hier, sondern im Herrenholz angesiedelt war.
Diese Schanze liegt etwas nördlich von Werk XII in den „Mittleren Brüchen“ und ist die topographisch exponierteste Anlage am nordöstlichen Geländeabbruch. Werk XI ist mit 4 Hektar Fläche die größte Schanze, war für 12 Geschütze und 300 Mann Besatzung ausgelegt und auch hier sind die Verteidigungsstellungen noch sehr gut erhalten.[1] Ein mächtiger Wall und Graben umschließen die Schanze fast vollständig, während in der Mitte eine weite, aber von außen uneinsichtige Freifläche gut erhalten ist. Hier bot sich ausreichend Platz, um starke militärische Einheiten in Stellung zu bringen.
Natur: Flora und Fauna auf Werk XI
[1] Erich Hillbrand, Die Befestigungen des Bisamberges in den letzten 100 Jahren, in: Museumsverein Langenzersdorf (Hg.), Rund um den Bisamberg, Wien: Leinmüller 1974, S. 117.
Die Schanze XII liegt etwas zurückgesetzt nördlich vom Wolfersgrünweg und westlich der Schanze Werk XIII und daher bei möglichen Angriffen weniger exponiert. Sie bedeckt eine Fläche von 1,3 Hektar. Wälle, Gräben und Geschützstellungen waren für 5 Geschütze und 50 Mann Besatzung ausgelegt und sind noch gut im Gelände sichtbar.[1] Heute ist diese Schanze durch einen besonderen Reichtum an seltenen Blumenarten ausgezeichnet.
Natur: Flora und Fauna auf Werk XII
[1] Erich Hillbrand, Die Befestigungen des Bisamberges in den letzten 100 Jahren, in: Museumsverein Langenzersdorf (Hg.), Rund um den Bisamberg, Wien: Leinmüller 1974, S. 117.
Diese Schanze liegt westlich der alten Bahntrasse wo jetzt der Dampfross-Drahtesel – Radweg verläuft und nördlich vom Wolfersgrünweg. Die Anlage bedeckt eine Fläche von etwas über einem Hektar und ist bereits sehr stark von Büschen und Bäumen überwuchert, wobei aber Wall und Graben auf der nordöstlichen Seite noch gut in der Landschaft ausgeprägt sind. Diese Schanze ist relativ schlecht mit Wegen erschlossen und ist daher heute durch sehr reichhaltige Fauna insbesondere viele Vögel ausgezeichnet.
Werk XIII war für 5 Geschütze und 50 Mann Besatzung ausgelegt und gemeinsam mit dem Werk XIV zur Verteidigung der nahe gelegenen Poststraße nach Brünn (heute „Brünner Straße“) prädestiniert.[1]
Hier befand sich im zweiten Weltkrieg eine Fliegerabwehrstellung, deren Fundamente noch gut zu sehen sind, was aber laut Anton Grestenbergers Befund zu einer starken Überformung der ursprünglichen Strukturen von 1866 führte.[2]
Natur: Flora und Fauna auf Werk XIII
[1] Erich Hillbrand, Die Befestigungen des Bisamberges in den letzten 100 Jahren, in: Museumsverein Langenzersdorf (Hg.), Rund um den Bisamberg, Wien: Leinmüller 1974, S. 117.
[2] Siehe Erwin Anton Grestenberger, Befestigtes Wien. Von der römischen Antike bis zur Gegenwart, Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2002, S.82.