Die Alten Schanzen

Karte Alte Schanzen
Kartenausschnitt mit den alten Stammersdorfer Schanzen aus der Franzisco-josephinischen Landesaufnahme des Militärgeographischen Institutes von 1873; Siehe https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Aufnahmeblatt_4657-3a_Bisamberg.jpg (Foto: Heinz Berger)

Bereits im Dreißigjährigen Krieg wurde der Bisamberg als militärischer Vorposten zur Verteidigung von Wien genützt und seit den Napoleonischen Kriege wurden Bisamberg und Rendezvousberg aufgrund der strategisch guten Lage von der Armeeführung der Habsburgermonarchie immer wieder als möglicher Ort für befestigte Verteidigungsanlagen für Wien erwogen. Auch wenn die Wiener Stadtmauern im 19. Jahrhundert bereits einen Anachronismus darstellten, so wurde ihre Schleifung ab 1857 immer wieder als Argument für die Errichtung weiter vorgelagerter Verteidigungsanlagen vorgebracht.[1]
Im Vorfeld des Deutschen Krieges gegen Preußen im Jahr 1866 wurde diese Region dann in die konkreten Planungen zur Verteidigung von Wien als befestigter Vorposten einbezogen. Nach der verheerenden Schlacht bei Königgrätz rückten die preußischen Truppen nach Niederösterreich vor und bezogen im Weinviertel und im Marchfeld Stellung.[2]

Die österreichische Heeresleitung lies eine Verteidigungslinie von 31 Schanzen (genannt „Werke“) von Langenzersdorf am nördlichen und nordöstlichen Rand des Bisambergs entlang, über den Rendezvousberg, Leopoldau, Kagran, Hirschstetten und Aspern bis zur damaligen Insel Lobau errichten. Um die Arbeiten möglichst rasch voranzutreiben, wurde auch die Bevölkerung (auch Kinder und Alte) aus den umliegenden Dörfern zwangsverpflichtet. Sie mussten Gräben ausheben, Wälle aufwerfen und Geschützstellungen befestigen.[3] Zuerst wurde der Oberboden abgetragen und das Erdreich zum Aufschütten der Wälle verwendet. Die Verteidigungsanlagen hatten eine Höhe von knapp 3 bis knapp 4 Metern. Die einzelnen Schanzen waren jeweils eigenständige Verteidigungsanlagen, die sich aber gegenseitig deckten.[4]

Während die preußischen Truppen heranrückten, wurde mit Hochdruck an der Fertigstellung der Verteidigungsanlage gearbeitet, die auch durch Laufgräben und Telegrafenleitungen verbunden war.[5]

Außerdem wurden auch noch zwei kleinere Befestigungsringe (Noyau-Werke) um die Brückenköpfe Floridsdorf und Stadlau gebaut.[6]

1866 ist es an den alten Stammersdorfer Schanzen zu keinen Kämpen mehr gekommen, da bereits zuvor in Eibesbrunn ein Waffenstillstand und bald darauf der Frieden von Prag geschlossen wurde.[7]

Auch zu Beginn des ersten Weltkriegs wurden die Schanzen wieder reaktiviert, um Wien vor den erwarteten russischen Truppen zu verteidigen. Aber auch diesmal kam es hier zu keinen Kampfhandlungen, da die russische Armee bei der Winterschlacht in den Karpaten 1914/1915 aufgehalten und wieder zurückgedrängt wurden.[8]

Wälle und Gräben sind noch sehr gut sichtbar und nicht nur für Fachleute als solche erkennbar, aber teilweise sind die alten Verteidigungsanlagen aus dem Deutschen Krieg von 1866 durch neuere Befestigungen und Stellungen aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg überformt, was sich heute meist nur noch auf Basis historischer Quellen, aber kaum mehr aufgrund der Geländeformationen unterscheiden lässt.[9]
Optisch sind die Alten Schanzen IX bis XIII als kleine mit Büschen und Bäumen bewachsenen Hügel in der Landschaft gut und weithin sichtbar. Sie stellen ein einzigartiges kulturhistorisches Denkmal des Wandels der Kriegsführung über die Jahrhunderte hinweg dar.[10] Heute bergen sie eine besonders große Vielfalt an seltener Flora und Fauna und sind daher am 5. Juni 1981 zum Naturdenkmal erklärt worden und sind jetzt auch Teil des Natura 2000 Schutzgebietes Bisamberg.[11] 


Flora und Fauna


[1]       Siehe u.a. Franz-David Eschner, Die Schanzen am Wiener Bisamberg als Teil des Wiener Festungswerkes 1865, Wien: unveröffentlicht 2017, S. 13.

[2]       Siehe Paul Mitchell, Wiens vergessener Schutzring. Die sogenannten Preußenschanzen, 1866, in: Franz Pieler und Peter Trebsche (Hg.), Beiträge zum Tag der Niederösterreichischen Landesarchäologie 2017. Festschrift für Ernst Lauermann, Asparn/Zaya: Bösmüller Print Management 2017, S. 435-436.

[3]       Siehe Erwin Anton Grestenberger, Befestigtes Wien. Von der römischen Antike bis zur Gegenwart, Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2002, S. 71.

[4]       Siehe Franz-David Eschner, Die Schanzen am Wiener Bisamberg als Teil des Wiener Festungswerkes 1865, Wien: unveröffentlicht 2017, S. 11-12.

[5]       Siehe Erich Hillbrand, Die Befestigungen des Bisamberges in den letzten 100 Jahren, in: Museumsverein Langenzersdorf (Hg.), Rund um den Bisamberg, Wien: Leinmüller 1974, S. 116.

[6]       Siehe Erwin Anton Grestenberger, Befestigtes Wien. Von der römischen Antike bis zur Gegenwart, Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2002, S. 85-94.

[7]       Siehe Walter Kleindel, Österreich. Daten zur Geschichte und Kultur,Wien: Ueberreuter 1995, S. 264-268; Helmut Rumpler, Österreichische Geschichte, 1804–1914. Eine Chance für Mitteleuropa. Bürgerliche Emanzipation und Staatsverfall in der Habsburgermonarchie, Wien: Ueberreuter 1997, 397-401. Eine Gedenktafel zum Waffenstillstand befindet sich am Haus in der Brünner Straße 1 in Eibesbrunn.

[8]       Siehe Erwin Anton Grestenberger, Befestigtes Wien. Von der römischen Antike bis zur Gegenwart, Graz: Neuer wissenschaftlicher Verlag 2002, S. 80-81.

[9]       Vgl. Marcello La Speranza, Burgen, Bunker, Bollwerke, Graz u.a.: Stocker 2004, S. 173.

[10]     Siehe Franz-David Eschner, Die Schanzen am Wiener Bisamberg als Teil des Wiener Festungswerkes 1865, Wien: unveröffentlicht 2017, S. 14.

[11]     Vgl. Barbara Becker und Susanne Leputsch, Vegetation und Flora der Alten Schanzen, in: Heinz Wiesbauer, Herbert Zettel, Manfred A. Fischer und Rudolf Maier (Hg.), Der Bisamberg und die Alten Schanzen: Vielfalt am Rande der Großstadt, Wien 2011, S. 49-56.

Kunst am Bisamberg

Wasserspeicher Bisamberg

Wasserspeicher Bisamberg
Wasserspeicher Bisamberg (Foto: Heinz Berger)

Der Wasserbehälter Bisamberg wurde in den Jahren 1993-1996 errichtet und ist der einzige frei zugängliche Wiener Wasserspeicher. In zwei Kammern werden jeweils bis zu 60.000 Kubikmeter Trinkwasser gespeichert um im Notfall 100.000 Haushalte der Wiener Bezirke Leopoldstadt, Brigittenau, Floridsdorf und Donaustadt zu zwei Tage mit Wasser versorgen zu können, aber auch bei etwaigem Druckabfall den Wasserdruck wieder erhöhen zu können.[1] Die Fassade und der Vorplatz des Wasserspeichers und der dortige Skulpturenpark wurden vom Maler, Grafiker und Bildhauer Gottfried Kumpf mit bis zu 3 Meter hohen Skulpturen von Fischen, Nixen und einem Wassermann mit Dreizack gestaltet.[2] Aufgrund der exponierten Lage ist die von starken Blautönen geprägte Anlage weithin sichtbar.

Wasserspeicher Bisamberg Figuren
Figuren von Fischen, Nixen und dem Wassermann mit Dreizack von Gottfried Kumpf beim Wasserspeicher Bisamberg (Foto: Heinz Berger)

[1]       Siehe https://www.wien.gv.at/wienwasser/versorgung/wasserbehaelter/bisamberg.html.

[2]       Vgl. Guni Kumpf und Walter Koschatzky (Hg.), Gottfried Kumpf – Maler und Bildhauer, Wien: Amalthea 2008, S. 335.

Der Wasserspeicher Bisamberg

Wasserspeicher Bisamberg
Der von Gottfried Kumpf gestaltete Wasserspeicher Bisamberg

Der Wasserbehälter Bisamberg wurde in den Jahren 1993-1996 errichtet und ist der einzige frei zugängliche Wiener Wasserspeicher. In zwei Kammern werden jeweils bis zu 60.000 Kubikmeter Trinkwasser gespeichert um im Notfall 100.000 Haushalte der Wiener Bezirke Leopoldstadt, Brigittenau, Floridsdorf und Donaustadt zu zwei Tage mit Wasser versorgen zu können, aber auch bei etwaigem Druckabfall den Wasserdruck wieder erhöhen zu können.[1] Die Fassade und der Vorplatz des Wasserspeichers und der dortige Skulpturenpark wurden vom Maler, Grafiker und Bildhauer Gottfried Kumpf mit bis zu 3 Meter hohen Skulpturen von Fischen, Nixen und einem Wassermann mit Dreizack gestaltet.[2] Aufgrund der exponierten Lage ist die von starken Blautönen geprägte Anlage weithin sichtbar.

Wasserspeicher Figuren
Fische, Nixen und der Wassermann mit Dreizack von Gottfried Kumpf

[1]       Siehe https://www.wien.gv.at/wienwasser/versorgung/wasserbehaelter/bisamberg.html.

[2]       Vgl. Guni Kumpf und Walter Koschatzky (Hg.), Gottfried Kumpf – Maler und Bildhauer, Wien: Amalthea 2008, S. 335.

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Splitterschutzzelle

Im Grünstreifen zwischen dem Grundstück des alten Posthauses und des Dampfross-Drahtesel-Radwegs ist etwas versteckt im Buschwerk eine Splitterschutzzelle aus dem 2. Weltkrieg erhalten geblieben.[1]

Splitterschutzzelle
Splitterschutzzelle aus dem 2. Weltkrieg (Foto: Heinz Berger)

[1]       Splitterschutzzellen werden oft auch als „Einmannbunker“ bezeichnet, wobei sie aber keineswegs Schutz von Bomben- oder Granattreffern geboten haben, sondern lediglich vor Splittern oder Gewehrbeschuss. Siehe u.a. Michael Foedrowitz, Ein-Mann-Bunker, Stuttgart: Motorbuch Verlag 2007.

Am Rendezvous

Der Rendezvousberg erhielt seinen Namen, da im dortigen Jägerhaus im 18. Jahrhundert ein Treffpunkt der kaiserlichen Jagdgesellschaften war, die im kaiserlichen Jagdgebiet, dem Stammersdorfer Wald, der sich damals beiderseits der Brünner Straße dort befand, jagten.[1] 1784 wurde hier eine Poststation, ein Pferdestall und der Gasthof „zum Rendezvous“ erreichtet.[2] Am 27. 12. 1805 kam es hier im Jägerhaus „Rendezvous“ zu Verhandlungen des französischen Kaisers Napoleon mit dem österreichischen Erzherzogs Karl über Erleichterungen zu den bereits am Vortag vereinbarten Friedensbedingungen, die aber erfolglos verliefen, was sie aber nicht von einem anschließenden gemeinsamen Jagdausflug abhielt.[3] Das ehemalige kaiserliche Jägerhaus existiert in dieser Form heute nicht mehr und auf dem Grundstück steht heute ein einfaches Gebäude ohne repräsentativen Charakter.
Das im Jahre 1908 von Anton und Josef Drexler[4] umgebaute Posthaus ist ein imposantes, schlossartiges Gebäude, das bis heute erhalten ist.[5]

Posthaus
Altes Posthaus am Rendezvous (Foto: Heinz Berger)

Auch die Stammersdorfer Lokalbahn hatte hier zwischen 1903 und 1924 die Station „Post Rendezvous“.[6]


[1]       Das Nutzungsrecht hatte eine bis heute bestehende Forstgemeinschaft von 64 Wald- und Weidgenossen. Vgl. Karl Kafka, Die Poststation „Rendezvous“ (Stammersdorf), in: Jahrbuch des Vereines für Geschichte der Stadt Wien, Jahrgang 1957, Band 13, S. 154.

[2]       Siehe Raimund Hinkel und Kurt Landsmann, Floridsdorf von A – Z. Der 21. Bezirk in 1.000 Stichworten, Wien: Brandstätter 1997, S. 154.

[3]       Felix Czeike, Historisches Lexikon Wien, Bd. 4, Wien 1995, 659; und Karl Kafka, Die Poststation „Rendezvous“ (Stammersdorf), in: Jahrbuch des Vereines für Geschichte der Stadt Wien, Jahrgang 1957, Band 13, S. 154-157.

[4]       Von den beiden Architekten Anton und Josef Drexler (beide waren Schüler von Theophil von Hansen) wurde u.a. auch das Floridsdorfer Rathaus (heute das Amtshaus Floridsdorf) oder der Columbushof in Wien Favoriten errichtet.

[5]       Siehe Dehio Wien, X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Bearbeitet von Wolfgang Czerny, Ingrid Kastel, Ulrike Kirner-Mühlbacher, Andreas Lehne, Inge Podbrecky und Christina Seidl, Wien: Verlag Anton Schroll & Co 1996, S. 634.

[6]       Siehe Peter Wegenstein, Wege aus Eisen im Weinviertel, Schleinbach: Edition Winkler-Hermaden 2012, S. 60.

Alte Bahntrasse

Bahntrasse Schotter
Alte Bahntrasse entlang der Brünner Straße mit Bahnschotter (Foto: Heinz Berger)

Zwischen Friedrich-Manhart-Straße und Hochfeldstraße ist parallel zum Dampfross-Radweg noch der alte Bahndamm mit dem original Bahnschotter entlang der Brünner Straße sehr gut erhalten, wenngleich er von Bäumen und Buschwerk etwas überwuchert wurde und daher etwas versteckt ist.

Bahnhof Stammersdorf

Der ehemalige Bahnhof Stammersdorf war der Ausgangspunkt der Stammersdorfer Lokalbahn und ist heute ein musealer Ort, wo man Information zur Eisenbahngeschichte studieren kann und Eisenbahn-Artefakte betrachten kann.

Bahnhof Stammersdorf
Altes Bahnhofsgebäude in Stammersdorf (Foto: Heinz Berger)
Bahnhof Info Krauss
Information zur Dampftramway Krauss & Co am Bahnhof Stammersdorf (Foto: Heinz Berger)
Bahnhof Stammersdorf - Lok
Alte Lokomotive am Bahnhof Stammersdorf (Foto: Heinz Berger)

Dampfross und Drahtesel

Radweg Rastplatz
Dampfross & Drahtesel – Radweg Rastplatz am Rendezvous (Foto: Heinz Berger)

Seit 10. September 2005 verläuft auf der ehemaligen Bahnstrecke zwischen Stammersdorf und Pillichsdorf der Dampfross und Drahtesel – Radweg. Auf Informationstafeln entlang diese Radroute werden unter anderem historische Eisenbahn-Objekte, von der Lokomotive bis zu Dampflock-Radachsen ausgestellt und auf Schautafeln wird auch Eisenbahngeschichte vermittelt.[1]

Eisenbahn-Artefakte
Eisenbahn-Artefakte am Dammpfross&Drahtesel-Rastplatz Hagenbrunn (Foto: Heinz Berger)

[1]       Siehe https://www.dampfross-drahtesel.at/geschichte/.

Heizhaus Stammersdorf

Heinzhaus Stammersdorf
Altes Heizhaus Stammersdorf (Foto: Heinz Berger)

Das Heizhaus Stammersdorf ist ein sehr imposantes Fachwerkgebäude der Stammersdorfer Lokalbahn aus dem Jahr 1913 und steht heute unter Denkmalschutz.[1] Es war Teil des Endbahnhofs in Stammersdorf und beinhaltete einen Lokschuppen für 2 Lokomotiven und einen Wasserturm. Nach der Einstellung des Dampfbetriebs in den 1970er Jahren und dem Ende der Lokalbahn im Jahr 1988 wurde es für den Bahnbetrieb nicht mehr gebraucht und 1995 wurden auch die Gleise zum Heizhaus abgetragen. Zeitweise wurde das Gebäude zum Abstellen von Museumsbahnen genutzt und in den ersten Jahren dieses Jahrhundert erlebte es verschiedene kulturelle Nutzungen wie Ausstellungen, Lesungen und Künstlersymposien.[2]  


[1]       Siehe Bundesdenkmalamt Objekt Nr. 111411: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_denkmalgesch%C3%BCtzten_Objekte_in_Wien/Floridsdorf.

[2]       Siehe https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Heizhaus_Stammersdorf.